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chauen Sie Historie


ls die Häuser in Erfurt noch Namen bekamen, sind viele davon der Tierwelt entlehnt worden. Der exotische, sagen- und symbolhafte Pfau war für elf Häuser der Stadt namengebend. Warum man jedoch die Bezeichnung "zur Pfauen" wählte, ist unklar. Wahrscheinlich handelt es sich um eine sprachliche Besonderheit für Erfurt.

1587 fand das Haus zur Pfauen in der Marbacher Gasse das erste mal schriftliche Erwähnung, als der Besitzer des Hauses, Samuel Funke, es zur städtischen Vermögenssteuer angab. Er selbst wird in diesem Steuerverzeichnis als Biereige bezeichnet.

Was bedeutet das?

In vielen Häusern der Erfurter Altstadt erinnern noch heute zwei runde Öffnungen beiderseits der Haustore daran, daß in diesem Haus Bier gebraut werden durfte. Das Braurecht, das seinen Inhaber zum gewerbsmäßigen Brauen berechtigte, hing als Realgerechtigkeit am Haus, wurde mit diesem vererbt und durch die beiden Löscher öffentlich gemacht. Wenn frisches Bier ausgeschenkt wurde, steckte man in die Löscher Strohwische, die dies symbolisch verkündeten. Außerdem lief der Viertelsknecht (der Bierrufer) durch die Straßen und rief das "junge, gute Bier" aus.

Bevor es aber soweit war, mußte der Biereige, so wurde die Erfurter Brauberechtigung genannt, diesen Anspruch erst einmal nachweisen. Nicht nur ein Haus, "so von altersher ein Biereigenhof",mußte er besitzen, sondern außerdem (inklusive des Hauses) ein Vermögen von 500 fl. und mindestens 18 Acker Land in der Erfurter Flur nachweisen.
War er vom Rat und den (Stadt)-Viertelsvormunden der Biereigengenossenschaft bestätigt, durfte er nach Zahlung des jährlichen Braugeldes "Bierwette" an den Rat zu einem nach Los festgelegten Termin ein Bier brauen und ausschenken - so auch Samuel Funke im Jahre 1587. Bereits vor über 400 Jahren wurde also in diesem Haus gebraut.

1638 hatte sich der nunmehrige Besitzer des Hauses, Heinrich Förster mit 13 Maß Hopfen (etwa 50l) und 8 Malter Malz (5722 l) bevorratet, um daraus "ein großes Gebräu" herzustellen, das auf höchstens 94 Tonnen Bier festgelegt war - etwa 9400 Liter!

1709 erlosch aus einem für uns unbekannten Grund das Braurecht für das Haus zur Pfauen; 1996 hat der Wirt das Braurecht von 1587 neu zum Leben erweckt, so daß zwei Sorten Bier nach alter Brauart angeboten werden können (Erfurter Schluntz, ein dunkles Bier, und Pfauenbräu, ein helles Bier).

Die Bierausrufer wurden im Haus durch eine Ausschreibung der Stadt Erfurt im Jahre 1992 öffentlich gewählt. Die Bierausrufer tragen nach Zeichnungen erstellte Kostüme, die im Mittelalter als "Viertelknecht" die Funktion der Bierpolizei vertraten. Alle im Zusammenhang stehenden Fragen der Herstellung des Bieres "Fertigung des Bieres, Qualität des Bieres sowie der Ausschank, konnte nur durch die "Bierausrufer" beantwortet werden.

So waren Biereigebetriebe nachweislich reiche Leute in Erfurt, da Sie Ihr Vermögen in den Betrieb einbringen mußten. Etwa 200 Biereigebetriebe gab es 1587, weitere etwa 700 Betriebe, die Bier herstellen durften, hatten auf irgendeine Weise das Braurecht erhalten.
Beispiel: die Universitätsprofessoren, waren alle mit dem Biereigetitel, was verliehen wurde, ausgerüstet, da Sie zu wenig verdienten und Erfurt nicht verlassen sollten, durften sie Bier herstellen.


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